Unisex-Tarife: Genau hinschauen
Umbruch in der deutschen Versicherungs-Landschaft. Ab dem 21. Dezember wird in der Beitragsberechnung aller Versicherungen nicht mehr im Geschlecht des Versicherungsnehmers bzw.- Nehmerin unterschieden. Ab dann müssen im Sinne der Gleichberechtigung Unisex-Tarife angeboten werden. Dies hat weitreichende Folgen für die dann gültigen Tarifstrukturen.
Welche Tarife angeboten werden, ist noch weitestgehend geheim. Geheim ist nicht, dass derzeit landauf, landab die Versicherungen und ihre Vertreter massiv auf Marketingtour sind, um schnell noch Abschlüsse zu generieren. Denn alle bis zum Stichtag abgeschlossenen Versicherungen haben darüber hinaus Bestandsschutz.
So teuer wird es
Mit Blick auf den Stichtag sollten sie über einen sinnvollen Versicherungsschutz nachdenken. Als Leitlinie können hier Grenzen zwischen den einzelnen Produktgruppen gezogen werden. So ist zu erwarten, dass Männer in Zukunft höhere Beiträge zu Kranken- und Rentenversicherungen leisten müssen. Die bisherigen Tarife resultieren aus den statistischen Annahmen einer geringeren Lebenserwartung.
Frauen werden dagegen bei Fahrzeugversicherungen und Risikolebensversicherungen tiefer in die Tasche greifen müssen. Auch hier ging es bisher um statistische Erkenntnisse, z. B. eine geringere Unfallhäufigkeit weiblicher Fahrzeugführer. Diese Vorteile, die sich im Preis niederschlugen, werden jetzt durch die Unisex-Tarife egalisiert.
Profitieren die Frauen?
Erste Prognosen gehen von zum Teil hohen zweitstelligen Prozentsteigerungen aus. Relativ moderat könnten die Preisaufschläge bei Rentenversicherungen für Männer ausfallen. Her werden Aufschläge von 2 bis 10% prognostiziert. Kräftiger aufwärts könnte es in Bereichen wie Pflegeversicherung oder Pflegetagegeld gehen. Hier erwarten Schätzungen Aufschläge von 4 bis 40%.
Doch auch bei den Frauen dürfte hingelangt werden. So werden durchschnittliche Steigerungsraten von bis zu 55% bei Risikolebensversicherungen erwartet. Wie stark Beiträge bei KFZ-Versicherungen zulegen, ist noch nicht bekannt. Insgesamt könnten Frauen dennoch zu den Profiteuren der Änderungen gehören, da in vielen Bereichen die Betragsangleichung zu einem kleinen Preisabschlag von bis zu 5% führt.
Jetzt abschließen?
Die zu erwartende Preisentwicklung spielt nicht nur den Versicherungen in die Hände. Auch Kunden sollten sich überlegen, ob sie vor dem Stichtag abschließen. Allerdings sollte sich niemand von diesem Termin oder von den Versicherungsvertretern drängen lassen. Denn egal, wie sich die Preise entwickeln: Schließen Sie nur Versicherungen ab, die sinnvoll sind und nicht, weil sie noch billiger zu haben sind.
Dies gilt besonders für Konstrukte wie Rentenversicherungen. Ob Unisex oder nicht: Die Rahmenbedingungen für Rentenversicherungen sind derzeit schlecht. Das resultiert aus dem niedrigen Zinsniveau, das zum einen den Garantiezins deutlich abgesenkt hat und zum andere Überschussbeteiligungen drückt. Hier sollte auf eilige Abschlüsse verzichtet werden.
Nach der Lebenssituation entscheiden
Verträge, die mehr auf allgemeine Lebenssituationen oder gesundheitliche Vorsorge gerichtet sind, sollten dagegen auf ihre Abschlussfähigkeit überprüft werden. Dies umfasst Haft- und Fahrzeugversicherungen bis hin zu Kranken- und Berufsunfähigkeit-Versicherungen.
Aber auch hier gilt: Nur abschließen, wenn solch ein Vertrag grundsätzlich sinnvoll ist. Außerdem sollten Sie sich trotz des möglichen Zeitdrucks die Möglichkeit nicht aus der Hand nehmen lassen, einen entsprechenden Versicherungsvergleich vorzunehmen.
Carsten Müller
Redaktion deutscher-wirtschaftsbrief.de
Bildquelle: Fotolia
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