Als Anleger wissen Sie, dass Zinsen eine wichtige Signalfunktion haben

Als Anleger wissen Sie, dass Zinsen eine wichtige Signalfunktion haben

Die Signalfunktion der Zinsen ist schon seit langer Zeit außer Kraft gesetzt. Bedingt durch die Geldpolitik der Notenbanken sind die realen Zinsen negativ. In Japan, den Vereinigten Staaten und Europa gehen sie inzwischen gegen null.

Das zementiert Verzerrungen und gefährdet den Wohlstand.

Das betrifft Sie nicht nur als Sparer. Diese Umverteilung kann sogar ganze Volkswirtschaften erfassen. Besonders deutlich zeigt sich das in Japan. Dort war 1989 die Blase am Aktien- und Immobilienmarkt geplatzt.

Seitdem sind die Zinsen auf künstlich niedrigem Level, um den Finanz- und Arbeitsmarkt zu stabilisieren.

Die kurzfristigen Zinsen liegen seit 1999 bei null. Das langfristige Zinsniveau wird bei etwa 2 % gehalten. Das geschieht, indem die Zentralbank und die Geschäftsbanken aggressiv Staatsanleihen aufkaufen. Folge:

Die Staatsverschuldung stieg auf ein Rekordniveau von fast 240 % des japanischen Bruttoinlandsprodukts.

Durch dauerhaft niedrige Zinsen erleiden Haushalte und Unternehmen Verluste bei ihren Vermögenswerten. Sie versuchen, diese Verschuldung abzubauen, indem sie den Konsum und die Investitionen einschränken. Der Staat fühlt sich in der Pflicht, das durch Ausweitung der kreditfinanzierten Staatsausgaben auszugleichen. Der Kauf von Staatsanleihen hilft ihm dabei, höhere Zinskosten zu vermeiden.

Je mehr die Staatsverschuldung wächst, desto größer wird zugleich der Druck auf die Zentralbanken.

Sie müssen die Zinsen weiter niedrig halten. Denn: Ein Anstieg würde die Lasten des Staates potenzieren. Marktwirtschaftliche Prinzipien werden so aufgehoben und die Volkswirtschaft schrittweise verstaatlicht. In Japan sind die privaten Investitionen von 32 % im Jahr 1990 auf mittlerweile nur noch 20 % gesunken. Die Staatsausgaben haben sich dagegen im gleichen Zeitraum von 13 auf 21 % erhöht.

Europa hat einen ähnlichen Weg eingeschlagen wie Japan, allerdings gebremst durch den Fiskalpakt.

Dieser wird den Anstieg der Staatsverschuldung jedoch nur verhindern können, wenn er auch funktioniert. Bedenklich ist, dass die Finanzierungslasten weitgehend zur Europäischen Zentralbank verschoben wurden. Die Frage: Wieso sollen Banken saniert werden, wenn die EZB sie doch künstlich am Leben erhält?

Finden wir nicht bald zu den Grundprinzipien der Marktwirtschaft zurück, steht viel auf dem Spiel.

Sinkende Investitionen und ein lahmendes Wachstum setzen realen Lohnerhöhungen enge Grenzen. Die Einkommen der Bürger aus Ersparnissen sinken aufgrund der Inflation und der Nullzins-Politik. Es gibt also gute Gründe, den Sinn der Euro-Rettungsaktionen in Frage zu stellen.

(Der Deutsche Wirtschaftsbrief 35/2012)

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