Diese Woche: Erste Nagelprobe für die amerikanische Zinswende

© Alex / Fotolia.com

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

hat sich die US-Notenbank bei ihrer Zinswende verkalkuliert? Die Antwort auf diese Frage dürfte mitentscheidend sein, ob sich für Sie als Investoren in diesem Jahr trotz des mehr als holprigen Starts an den Aktienbörsen ein positiver Gesamtausblick ergeben kann.

Der Rahmen ist klar: Die Fed hatte ihren neuen Zinserhöhungszyklus im vergangenen Dezember mit der Begründung begonnen, dass die US-Wirtschaft robust wächst und auch der Arbeitsmarkt sehr gut läuft. Hinzu kam, dass die Inflation deutlich unter dem Zielkorridor der US-Notenbank liegt, der wie auch bei der EZB bei rund 2% per annum liegt.

 

Hat die US-Notenbank zu spät gehandelt?

Dennoch: Kritiker der Zinswende verweisen schon lange darauf, dass die Dollar-Währungshüter eventuell zu lange gewartet haben, um zu einem vernünftigen höheren Zinsniveau zu kommen. Dieses wäre wichtig, wenn die Konjunktur wieder erlahmt und die Fed geldpolitische Impulse zum Gegensteuern senden müsste. Doch mit dem späten Einstieg in die Zinserhöhungen steht dieses Instrument weiterhin faktisch nicht zur Verfügung.

Dabei gibt es in einigen makroökonomischen Daten durchaus schon Anzeichen für erste Bremsspuren. Dies gilt besonders für die Einkaufsmanagerindizes oder Einzel- bzw. Großhandelsumsätze.

 

Einbruch des Wirtschafts-Wachstums befürchtet

Entsprechend argwöhnisch werden die Anleger nun alle neuen Konjunkturzahlen betrachten. Und da gibt es in dieser Woche gleich den ersten Brocken. Denn am Freitag soll die erste Schätzung zum BIP-Wachstum im vierten Quartal veröffentlicht werden. Berechnungen aus einzelnen regionalen Fed-Filialen deuten dabei auf nichts Gutes. So liegen hier die Prognosen bzw. Berechnungsergebnisse bei nur 1% Wachstum. Die Analysten im Markt sehen sogar noch schwärzer und erwarten im Konsens nur ein Wachstum um 0,7% nach 2% im Vorquartal.

Mit saisonalen und meteorologischen Einflüssen wird sich das nur schwer erklären lassen. Und es ist abzusehen, dass – wenn die Zahlen wirklich so schlecht ausfallen – die Diskussion losgehen wird, ob die US-Notenbank mit ihren Einschätzungen und Plänen (schließlich will sie in diesem Jahr nach eigenen Prognosen mindestens vier weitere Zinserhöhungen machen) faktisch falsch gelegen hat und nun zurückrudern muss.

Für den Aktienmarkt wäre das natürlich ein GAU. Denn wenn jetzt neben China noch der zweite Schrittmacher für die globale Konjunktur ins Stottern gerät, müssten sämtliche Gewinnprognosen und damit auch Aktienbewertungen auf den Prüfstand gestellt werden. Immerhin: Profiteure gäbe es natürlich auch.

 

Werden alte Verlierer zu neuen Gewinnern?

Denn die Verlierer der Zinswende – insbesondere langlaufende Staats- und Unternehmensanleihen – hätten wieder Raum, um bisherige Verluste zumindest zeitweise wettzumachen. Wobei hier aber vorrangig Anleihen mit guten bis sehr guten Bonitäten im Mittelpunkt stehen würden.

Unser aktuelles Fazit: Unser Rat vom Jahresanfang, vorerst in der Defensive zu bleiben, gilt nach wie vor. Für eine baldige Markterholung gibt es allzu viele Stolpersteine, so dass Sie maximal nur sehr selektiv kaufen sollten. Der Schwerpunkt sollte weiterhin auf Absicherung des Erreichten und Liquiditäts-Haltung liegen.

Mit besten Grüßen

Ihr Redaktionsteam „Wirtschaft-Vertraulich“, aus der Redaktion des Deutschen Wirtschaftsbriefs

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