Griechenland stellt die Euro-Zone vor die Wahl
Die Zinsen werden künstlich gedrückt, schrieb ich Ihnen letzte Woche. Ergänzend dazu: Der Schuldenabbau erfolgt zunehmend durch die Hintertür.
Immer mehr Staaten stimulieren die Nachfrage nach ihren Staatsanleihen.
Kreditinstitute und Versicherer werden gezwungen, die Papiere zu kaufen. Dieser Kaufdruck sorgt dafür, dass die Renditen niedrig bleiben.
In normalen Zeiten gehören Staatsanleihen eigentlich in jedes Depot. Normalität haben wir derzeit aber nicht. Während finanzschwache Länder bei Anleihen tricksen müssen, sind Papiere konjunkturstarker Staaten gefragt. Vor allem bei den deutschen Anleihen verhindert die hohe Nachfrage, dass die Renditen sich erholen können. Zehnjährige Bundesanleihen erzielen trotz der Zinserhöhung durch die EZB immer noch weniger als 3 %.
Da die Inflation zurückgekehrt ist, erlauben deutsche Staatsanleihen real nicht einmal mehr einen Werterhalt.
Als die Konjunktur zuletzt Anfang der 90er-Jahre boomte, lag der Nominalzins zwischen 8 und 9 %. Real konnten die Anleger ihr Vermögen damals um bis zu 4 % steigern. Diesmal aber ist der Markt verzerrt. Da die Lage der Haushalte fast überall Besorgnis erregend ist, könnte dieser Zustand noch lange anhalten.
Sparer geraten womöglich bis zu 15 Jahre lang ins Hintertreffen – so jedenfalls die Befürchtung von Bill Gross.
Als Manager des größten Rentenportfolios der Welt hat dieser Mann Erfahrung.
Wer diesem Zinsraub entgehen will, wird nicht darum herum kommen, nach Anlagealternativen zu suchen. Auch vorsichtige Anleger werden Sachwerte wie Aktien und Rohstoffe nicht auf Dauer meiden können.
Aktien schwanken zwar stark im Kurs, sind aber auf Dauer substanzhaltiger als Anleihen.
Viele Privatinvestoren, die Sicherheit suchen, haben sich deshalb wie wild auf Gold gestürzt. Indes: Nehmen Investitionen in Gold überhand, werden die Staaten irgendwann nicht mehr nur zuschauen.
Sollten sie gegen den Besitz von Gold intervenieren, könnten die Folgen für den Goldpreis dramatisch sein.
(Der Deutsche Wirtschaftsbrief 23/2011)
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