Kommt jetzt die Welle der Aktienrückkäufe?

Kurskosmetik mit Aktienrückkäufen

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Sollten Sie Ihr Geld regelmäßig an der Börse anlegen, wird Ihnen nicht entgangen sein: Die aktuelle Berichtssaison für die Unternehmensergebnisse des 2. Quartals hat deutlich an Glanz verloren.

Zwar gab es in den letzten Wochen durchaus einige Highlights. So überzeugten beispielsweise die US-Finanzinstitute mehrheitlich mit deutlichen Gewinnzuwächsen. Zusammengefasst war die bisherige Quartalsberichtssaison aber allenfalls durchschnittlich.

 

Bilanzsaison nur durchschnittlich

Konkret lässt sich das bereits an den vorliegenden Zahlen für die Unternehmen des amerikanischen Leitindex S&P 500 ablesen. Insgesamt 73% der bisher vorgelegten Firmenbilanzen konnten zwar die Gewinnerwartungen der Analysten schlagen.

Doch das ist nichts außergewöhnliches, sondern der Durchschnittswert der letzten vier Jahre. Bei den ausgewiesenen Umsatzzahlen blieben die US-Firmen mit einer Quote positiver Überraschungen von 54% sogar unter dem üblichen Durchschnitt.

 

Nur geringes Überraschungspotenzial

Hinzu kommt: Wenn die Unternehmen mehr Gewinne abliefern konnten als erwartet, übertrafen diese die Erwartungen nur um durchschnittlich 3,2%. Das ist der zweitniedrigste Wert seit vier Jahren und deutlich unter dem 4-Jahres-Durchschnitt von 7%.

Sie brauchen sich also auch nicht wundern, wenn die Börse trotz relativ robuster Konjunkturdaten in der letzten Zeit eher zurückhaltend war. Hier gab es zwar noch weitere Belastungsfaktoren – China zum Beispiel. Aber wenn die Unternehmen der Börse keine neue Wachstumsphantasie bei den Gewinnen geben können, liegt einiges im Argen.

 

Firmen müssen sich attraktiver präsentieren

Dieser Zustand könnte in den nächsten Monaten dazu führen, dass die Firmen ihrerseits einiges unternehmen, um sich die Aktionären wieder attraktiver zu präsentieren. Eines der beliebtesten Mittel dabei sind Aktienrückkäufe.

Das jeweilige Unternehmen kauft eigene Aktien an der Börse zurück. Damit hofft es, durch die erhöhte Nachfrage den Kurs der Aktie positiv zu beeinflussen. Aktienkäufe erfüllen aber auch noch einen anderen Zweck.

Denn wenn die zurückgekauften Aktien vom Unternehmen eingezogen werden, verringert sich die insgesamt ausgewiesene Aktienanzahl. Diese dient als Grundlage für die Berechnung des Gewinns je Aktie. Damit steigen dann die entsprechenden Gewinnausweise bei den nächsten Bilanzberichten.

 

Kurskosmetik als Konzept

Zwar preisen die Analysten solche Veränderungen in ihren Schätzungen sofort ein. Doch wirkt hier die optische Verbesserung dennoch oft positiv auf den Aktienkurs. Dahinter steckt ein ähnliches psychologisches Prinzip wie beim Aktiensplit. Auch dabei geht es im Kern nur um Kurs-Kosmetik.

Werden die zurückgekauften Aktien vom Unternehmen nicht eingezogen, können sie von der Firma anderweitig verwendet werden – beispielsweise als Gehaltsbestandteile für eigene Mitarbeiter oder als „Währung“ bei Übernahmen. Dann bleibt allerdings auch ein optischer Effekt beim Gewinn je Aktie aus.

 

Gibt es einen nachhaltigen Effekt durch Aktienrückkäufe?

Insgesamt ist der Effekt von Aktienrückkäufen auf die generelle Kursentwicklung eher nur kurzfristig. Zumal die mit den Käufen beauftragen Banken angehalten sind, solche Käufe möglichst marktschonend umzusetzen.

So beschränkt sich eine positive Kursreaktion meist nur auf den Zeitpunkt, wenn ein Aktienrückkauf angekündigt wird. Nur bei einer relativen Häufung solcher Maßnahmen im Gesamtmarkt könnte daraus ein nachhaltiger Impuls für die Börsenkurse entstehen.

 

So nutzen Sie Aktienrückkäufe

Mein Tipp: Wenn Sie die eher kurzfristige Spekulation suchen, können angekündigte Aktienrückkäufe immer mal wieder für Sonderkursgewinne gut sein. Dabei sollten Sie einen Fokus vor allem auf US-Aktien setzen.

Meist reagieren die betreffenden Aktienkurse für ein, zwei Tage direkt auf die Ankündigung von Aktienrückkäufen. Wenn Sie das nutzen sollten, müssen Sie aber die entsprechenden Positionen immer mit Stopp-Loss absichern.

Bei einem längerfristigen Investmentansatz sind Aktienrückkäufe allenfalls ein kleines Zubrot. Fundamentale Stärke bleibt aber entscheidend für den Anlageerfolg und kann nicht durch solche Kurskosmetik ersetzt werden.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“

Bildnachweis: Gevestor

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