Neue Börsenwoche: Europa-Wahl im Blick

Europa vor der Wahl

Europa vor der Wahl

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

Hand aufs Herz: Haben Sie bei der Europa-Wahl kommenden Sonntag vor, Ihre Stimme abzugeben? Folgt man aktuellen Umfragen, interessieren sich in Deutschland rund zwei Drittel der Wahlberechtigten kaum oder überhaupt nicht für die Wahl zum Europäischen Parlament. Was auch nicht verwunderlich ist.

Für viele Wähler ist Brüssel schlicht zu weit weg. Viele glauben, mit ihrer Stimme sowieso nicht die politischen Geschicke in Europa beeinflussen zu können. Selbst die deutsche Politik argumentiert de facto nicht dagegen. Zwar tapeziert die SPD tapfer die Straßen mit dem sozialdemokratischen Spitzenkandidaten Martin Schulz, der gerne auch Präsident der EU-Kommission werden will.

 

Wähler wissen mit dem politischen Europa nichts anzufangen

Die CDU dagegen macht sich nicht mal Mühe, sondern plakatiert gleich die Bundeskanzlerin. Wohl wissend, dass diese nichts im Europäischen Parlament zu sagen hat, sondern als Regierungschefin eher einer der Gegenspieler ist.

Dass der Wähler darauf mit Desinteresse reagiert, ist verständlich. Was am Ende aber auch den Kapitalmarkt sorgt. Denn man fürchtet, dass vor allem radikalere Parteien ihr Wählerpotenzial aktivieren können. Damit könnte das Risiko zunehmen, dass die mittlerweile zwischen den Staatschefs vereinbarten Maßnahmenpakete zur weiteren Eindämmung der Euro-Krise und zur zukünftigen Regulierung der Banken wieder zur Diskussion gestellt werden.

Denn machen wir uns nichts vor: Politiker neigen zum Opportunismus. Sollten die radikaleren und meist europafeindlichen Parteien mehr Druck aufbauen können, wird so mancher Politiker in den Heimatländern aus Angst vor Wahlniederlagen deren Parolen übernehmen.

 

Spärlicher Terminkalender für die Börse

Entsprechend dürfte in dieser Woche die Börse eher in einer abwartenden Haltung verharren. Was aber auch daran liegen könnte, dass nach der Zahlenflut in der Vorwoche nun der Terminkalender in dieser Woche eher spärlicher und nicht so gewichtig besetzt ist.

In Amerika dürfte vor allem der Mittwoch interessieren, wenn das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank vom 29./30. April veröffentlicht wird. Nachdem die Währungshüter an diesem Termin allerdings ihren Fahrplan zur langsamen Rückführung de Anleihenkäufe bestätigten und auch bei den Zinsen ihre Argumentation nicht änderten, dürften neue Erkenntnisse zur weiteren Geldpolitik nicht zu erwarten sein.

Da ist in Europa schon mehr los. Nach den Zahlen zum Wirtschaftswachstum im 1. Quartal, die sehr durchwachsen ausfielen, stehen in dieser Woche nun die Einkaufsmanagerindizes auf dem Programm. Diese für den Berichtsmonat Mai und für Frankreich, Deutschland und die Euro-Zone. Sie könnten erneut einen Baustein liefern, um die Europäische Zentralbank auf ihrer Juni-Sitzung zu einer finalen Zinssenkung oder anderen Liquiditätsmaßnahmen zu bringen.

Mein Rat für diese Woche: Nach den Rekordkursen letzte Woche sollten Sie besonderes Augenmerk auf die Absicherung des Erreichten legen. Neue Käufe erst, wenn die Europa-Wahl vorbei ist.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“

Bildnachweis: Gevestor

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