Tanz auf dem Vulkan: Griechenland vor dem Grexit

Griechenland auf dem Weg ins Aus

Griechenland auf dem Weg ins Aus

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

als Investoren müssen Sie sich jetzt anschnallen. Denn das Thema Griechenland sorgt dafür, dass die Börse immer mehr zum Schleudersitz wird. Denn die Verunsicherung der Börsianer, ob Griechenland frisches Geld bekommt oder geradewegs in den Euro-Austritt – den Grexit – steuert, hat in den letzten Tagen fast schon dramatische Züge angenommen.

Tatsache ist: Die Gläubiger sind sich nicht einig. Während der IWF, wie kolportiert wird, eine sehr harte Haltung einnimmt und weitere Sparmaßnahmen fordert, wären wohl EZB und EU-Kommission bereit, den Griechen etwas entgegenzukommen. Doch da Tsipras und seine Regierung spüren, dass sich die Gläubiger uneins sind, sind sie kaum zu Zugeständnissen bereit.

 

IWF macht den Spielverderber

Man mag über den Sinn oder Widersinn weiterer Sparforderungen des IWF streiten. Es zeigt sich aber auf jeden Fall, dass die Europäer einen großen Fehler machten, als sie damals den Währungsfonds mit hinzugezogen hatten. Denn dieser ist eine internationale Organisation mit festen Regeln und kann sich nicht erlauben, davon abzurücken. Ansonsten würde das auch auf andere IWF-Fälle abfärben.

Letztlich merkt man, dass Frau Lagarde als ehemalige französische Finanzministerin erst in die Rolle der Chefin hineinwachsen musste. Als sie begann, war sie noch zu sehr Europäerin, heute wie gesagt Chefin einer multinationalen Organisation, die auf ihr globales Renommee achten muss. Was natürlich in der aktuell brenzlichen Verhandlungssituation mit Griechenland nur zusätzlich belastet.

 

Ergebnis-Optionen: Die Euro-Zone verliert immer

Nun stellt sich der Markt die Frage, was den gordischen Knoten der festgefahrenen Verhandlungen durchschlagen könnte? Europa hat dabei die Wahl zwischen der sprichwörtlichen Pest und Cholera. Bleibt man hart und schlittert Griechenland dann in den Grexit, dürften die internationalen Investoren auch andere schwächere Euro-Länder hinterfragen und möglicherweise Spekulationen auf weitere Austritte aufbauen.

Kommt man erneut zu einem faulen Kompromiss oder gibt den Griechen sogar Geld ohne Gegenleistung, könnte man kaum anderen Ländern das in Zukunft versagen. Das Tor zur Transferunion wäre weit offen. Und damit würde auch die Wahrscheinlichkeit enorm steigen, dass Euro-Gegner in den einzelnen Mitgliedsländern erheblichen Zulauf bekommen.

 

Vertane Zeit, verschenktes Geld

Um es klar zu sagen: Wir haben kein Mitleid mit den Euro-Politikern. Diese hatten in den vergangenen 5 Jahren Chancen in Hülle und Fülle, das Griechenland-Problem zu überschaubaren Kosten zu lösen. Ausbaden müssen dieses Unvermögen aber nun nicht zuletzt die Griechen selbst, aber eben auch die Sparer und Anleger in den anderen Euro-Staaten. Denn deren Gelder stehen nun richtig im Feuer.

Unser Rat für die nächsten Tage: Wenn Sie an der Börse engagiert sind, sollten Sie alle Positionen auf ihre Absicherung hin überprüfen. Spekulative Werte sollten sogar daraufhin durchforstet werden, ob sich hier nicht Gewinnmitnahmen lohnen. Ansonsten sollten Sie eher defensiv aufgestellt bleiben.

Mit besten Grüßen

Ihr Redaktionsteam „Wirtschaft-Vertraulich“, aus der Redaktion des Deutschen Wirtschaftsbriefs

Bildnachweis: Gevestor

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