Countdown für Hellas: Kann der nächste Gipfel die Krise richten?

Griechenland vor der Pleite: Bringen letzte Verhandlungen etwas?

Griechenland vor der Pleite: Bringen letzte Verhandlungen etwas?

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Liebe Leser,

wird dieser heutige Montag ein Tag für die Geschichtsbücher? Egal, ob Sie Sparer, Aktionär oder „einfacher“ Steuerzahler sind: Das, was derzeit zwischen Griechenland und seinen Gläubigern verhandelt, oder besser nicht verhandelt wird, dürfte Sie, die Verwendung Ihrer gezahlten Steuern und Ihr Vermögen auf Jahre, vielleicht Jahrzehnte beeinflussen.

Dabei konnten Sie es sehr gut in den Medien und auch hier im Newsletter verfolgen: Die Stimmung zwischen beiden Seiten ist faktisch auf einem Tiefpunkt angekommen. Die Hellenen wollen nicht mehr nachgeben, die Gläubiger nicht mehr zahlen. Und doch muss dieser gordische Knoten zerschlagen werden.

Ein weiterer Versuch dazu soll nun heute Abend auf einem Sondergipfel der Euro-Regierungschefs gemacht werden. Alle hoffen, dass es eine Lösung gibt. Selbst ein fauler Kompromiss, der den Griechen nur wieder ein bisschen mehr Zeit und Geld verschafft, würde wahrscheinlich kurzzeitig an der Börse gefeiert werden.

 

Pleite Griechenlands bleibt unkalkulierbares politisches Risiko

Dabei ist allen Beteiligten klar: Eine dauerhafte Alimentierung Griechenlands ohne Reformen als Gegenleistung werden die nationalen Parlamente und Wähler nicht mitmachen. Gleichzeitig ist eine Pleite des Mittelmeer-Landes ein weiterhin unkalkulierbares Risiko. Denn auch, wenn vielleicht die ökonomischen Auswirkungen überschaubar wären – Griechenland steuert bekanntlich nur 2% zur EU-Wirtschaftsleistung bei – so sind die politischen Auswirkungen vollkommen unkalkulierbar.

Gäbe es nach einer Pleite und einem eventuellen Austritt aus der Euro-Zone auch in anderen Ländern Fliehkräfte? Wie sieht es mit der geopolitischen Positionierung aus, wenn sich die Griechen von Europa im Stich gelassen fühlen? Werden die Regierungen in Frankreich und Deutschland stürzen, weil sie nun doch den eigenen Wählern gestehen müssen, insgesamt 160 Mrd. Euro an Bürgschaften und direkten Krediten vernichtet zu haben?

 

EZB hat das Schicksal Griechenlands in der Hand

Das sind die Fragen, die den handelnden Politikern eine Heidenangst einjagen. Deshalb auch die immer wieder neuen Versuche, die Griechen doch noch zum Einlenken zu bewegen. Ob das nun heute klappt, hängt dabei von einer Institution ab, die nun wirklich in keiner Art und Weise demokratisch legitimiert ist. Denn augenscheinlich hat es nun vor allem die EZB in der Hand, wie lange sich Athen noch seine Verweigerungshaltung leisten kann.

Das Stichwort lautet ELA und bezeichnet die Notfall-Bargeldversorgung der griechischen Banken über EZB-Kredite. Diese verzeichnen seit Monaten tagtäglich Bargeldabflüsse in Höhe von hunderten Millionen Euro, weil die Griechen soviel Euro abheben wie möglich. Noch sind die Banken dank ELA handlungsfähig. Doch die EZB ist bereits dazu übergegangen, ihre Kreditentscheidungen nur noch sehr kurzfristig zu halten.

 

Bereiten Sie sich auf den schlechtesten Fall vor

Was letztlich bedeuten kann: Macht die EZB dicht, sitzen die griechischen Banken binnen kürzester Zeit auf dem Trockenen. Und dann muss die griechische Regierung Kapitalverkehrskontrollen einführen, was wohl in diesem Fall wirklich der Anfang vom Ende wäre.

Also: Wie es weitergeht, hängt davon ab, was der neue Gipfel bringt. Geht er erneut ohne einen Durchbruch zu Ende, werden die Märkte weiter nach unten fallen. Als Anleger sollten Sie entsprechende Vorkehrungen treffen, um mit möglichst wenigen Verlusten aussteigen zu können. Stopp-Loss-Aufträge sind da das geeignetste Mittel.

Mit besten Grüßen

Ihr Redaktionsteam „Wirtschaft-Vertraulich“, aus der Redaktion des Deutschen Wirtschaftsbriefs

Bildnachweis: Pixabay

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