Das heimliche Risiko an den Börsen

© zmu / Fotolia.com

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Lieber Leser,

die Börsen haben in den vergangenen Wochen und Monaten von den besonders niedrigen Zinsen profitiert, unter der wir alle als Sparer leiden. Da niemand von uns bei Banken hohe Zinsen erwirtschaften kann, ist die Nachfrage nach Aktien zuletzt stärker gestiegen. Dies macht sich sowohl bei Fonds bemerkbar, die höhere Investitionen verzeichnen, als auch bei der Nachfrage an den Aktienbörsen selbst.

Nachfrage steigt

Deshalb haben die Kurse auch weiterhin beste Chancen auf Steigerungen. Dennoch wurden die Börsen von einer heimlichen Angst gelähmt. Wenn die Zinsen niedrig sind, kann es theoretisch jederzeit zu einer sogenannten Deflation kommen.

Deflation ist das Gegenteil einer Inflation, bei der die Preise klettern. In der Deflation sinken die Preise typischerweise. Dies ist das schlimmste Szenario, das für die Börsen denkbar wäre. Niedrige Preise und niedrige Zinsen führen in einer solchen Situation dazu, dass Investoren die Käufe weiter zurückstellen.

Deren Hoffnung lautet, dass die Preise weiter sinken, sodass sie Investitionen zurückstellen. Die niedrigen Preise also lähmen die Wirtschaft in einer Deflation, sodass die Nachfrage Stück für Stück zusammenbricht.

Diese Situation haben wir seit Anfang der 90er Jahre in Japan erlebt. Die Notenbank versuchte dort nach und nach über niedrige Zinsen, die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Dies gelang nicht. Die Börsen quittierten dies mit einem massiven Rückgang von etwa 40.000 Punkten auf ein Viertel, auf etwa 10.000 Punkte.

Inzwischen klettern die Kurse zwar wieder, aber 20.000 hat das japanische Börsenbarometer Nikkei noch immer nicht erreicht. Durch die niedrigen Zinsen sind die Staatsschulden in Japan darüber hinaus bereits auf einen Wert von über 250 % des jährlichen Bruttoinlandsproduktes gestiegen. Ein Ende der Schuldenpyramide ist nicht in Sicht.

Große Wirtschaftsdepression: Deflation wäre fatal

Noch gravierender waren die Auswirkungen Ende der 20er bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Letztlich führte deflationäre Tendenzen zur „großen Depression“ mit einer massiven Arbeitslosigkeit, die zumindest mitverantwortlich für das Aufkommen des Nationalsozialismus war. Kurz: Die Deflation kann fatale Auswirkungen haben.

Die Angst davor lähmte die Börsen nach den Niedrigzinsen auch in den vergangenen Monaten. Deshalb starrten zahlreiche Analysten und große Fondsanleger auf die Inflationszahlen in Europa. Würde die Inflationsrate auf weniger als 0 % sinken, wäre dies das Signal für eine Deflation, sofern die Zinsen über einen Zeitraum von 3 Monaten unterhalb von 0 % blieben.

Jetzt gab es gute Nachrichten. Die Inflationsrate in der Europäischen Union ist auf mehr als 0,2 % gestiegen. Daher ist die Angst vor einer Deflation faktisch zunächst abgewendet. Dies dürfte sich in den kommenden Tagen an den Börsen noch einmal auszahlen. Die Deflationsangst verschwindet. Dies könnte noch einmal zu stark steigenden Kursen führen. Deshalb können Sie weiterhin in Aktien investieren.

Setzen Sie vor Ihrer Urlaub-Reise zudem Stop-Loss-Kurse. Der Deutsche Wirtschaftsbrief empfiehlt seinen Lesern typischerweise 20 % unter dem aktuellen Kurs bzw. unterhalb des Einstiegskurses.

Mit den besten Grüßen

Ihr

Redaktionsteam „Wirtschaft-Vertraulich“

aus der Redaktion des Deutschen Wirtschaftsbriefs

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