Warnung vor Risiken bei Lebensversicherern

Lebensversicherungen steigen im Risiko und sinken in der Rendite

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Wenn Sie noch eine Kapital-Lebensversicherung besparen, dürften Sie die jüngsten Einschätzungen aus den Reihen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht – kurz BaFin – interessieren. Denn erneut warnte der zuständige Direktor für die Aufsicht über die Versicherungswirtschaft vor der Gefahr, dass in den kommenden Jahren mehrere Lebensversicherer scheitern könnten.

Die Begründung dafür ist nicht ganz neu, aber weiterhin brisant. Denn viele Lebensversicherer ächzen unter der Last von zu hohen Garantiezinsen aus den vergangenen Jahren. Diese sind im Umfeld anhaltend tiefer Marktzinsen kaum oder überhaupt nicht mehr zu erwirtschaften, was für die betroffenen Versicherer einen nachhaltigen Substanzverlust bedeutet.

 

Können Versicherer bald die Garantiezinsen nicht mehr verdienen?

Wobei die Branche wohl erst am Anfang einer fast dramatischen Entwicklung stehen könnte. So hatten die Lebensversicherungen in den letzten Jahren zwar durchaus Probleme, vernünftige Renditen zu erwirtschaften.

Im Vergleich zu den an die Versicherten ausgezahlten Verzinsungen wurde aber immer noch ein positives Ergebnis erreicht, mit dem ein entsprechender Kapitalstock für zukünftige Verpflichtungen aufgebaut werden konnte.

Nach aktuellen Prognosen könnte dieser Zustand aber spätestens 2017 ins Gegenteil verkehrt werden. Was bedeuten würde, dass die Verzinsung der Policen die durchschnittlich erzielte Anlagerendite der Versicherungsunternehmen übersteigt.

 

Zusätzliches Kapital benötigt

Um sicherzustellen, dass die Versicherer ihre langfristigen Garantien einhalten können, müssten so nach Berechnungen der BaFin bei den Branchenunternehmen jedes Jahr zwischen 3 und 5 Mrd. € zusätzliches Kapital aufgebaut werden. Und das ganze 16 Jahre lang.

Dass die Branche solche Berechnungen scharf kritisiert und abwiegelt, ist nachvollziehbar. Und auch die BaFin selbst ist trotz solcher „lichten Momente“ derzeit eher dazu geneigt, die kritische Situation herunterzuspielen. Doch ob das noch länger gut geht, ist zweifelhaft. Vor allem mit Blick auf den kommenden Stresstest.

 

Stresstest soll Klarheit bringen

Während die Euro-Banken in den letzten Jahren gleich mehreren Stresstests unterzogen wurden, blieb die Versicherungsbranche bisher davon verschont. Das soll sich nach dem Willen der europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa im kommenden Frühjahr ändern. Geht alles mit rechten Dingen zu, werden wir dann erstmals sehen, wo die tatsächlichen Kapitalrisiken in der Branche liegen.

Ich erwarte nichts Gutes. Vielmehr rechne ich sogar damit, dass als Ergebnis dieses Stresstests die Garantiezinsen weiter heruntergeschraubt werden. Was diese Anlageform noch riskanter und unattraktiver macht. Sie sollten sich also zweimal überlegen, ob Sie Ihr Geld in solche Verträge stecken oder ob es nicht bessere Alternativen gibt. Bedenken Sie:

Die Lebensversicherer nehmen Ihr Geld, stecken es in Aktien oder Anleihen und lassen sich diese Arbeit zum Teil fürstlich vergüten. Was steht dagegen, dass Sie dies – mit etwas thematischer Beschäftigung und Disziplin – selbst übernehmen? Nichts!

Mit besten Grüßen

Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“

Bildnachweis: Gevestor

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