Zinssenkung der EZB: Ein Bärendienst für alle Sparer

EZB senkt Leitzinsen

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“Wirtschaft-vertraulich”:

Vor genau einer Woche habe ich hier an dieser Stelle die Frage gestellt: „Senkt die EZB noch einmal die Zinsen?“ Inzwischen haben uns die europäischen Währungshüter die Antwort präsentiert. Denn die Zentralbank hat in einem dann doch überraschenden Schritt den Leitzins für die Euro-Zone auf 0,25% gesenkt.

Damit will die Europäische Zentralbank gegen die derzeit extrem niedrige Inflationsrate kämpfen. Mit billigem Geld sollen Konsum und Kreditnachfrage – insbesondere zur Verwendung bei Investitionen – angestachelt werden. Über diese gewünschte höhere Nachfrage sollen dann die Preise wieder steigen und die Inflation angehoben werden.

 

Als Anleger profitieren Sie von der Zinssenkung

So ist die Zinssenkung eine tolle Nachricht, wenn Sie an der Börse Geld anlegen. Toll ist es für die Börse, weil mit dem niedrigen Zins zum einen das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden könnte. Mit billigeren Krediten können Unternehmen schneller expandieren und ihre Umsätze und Gewinne steigern. Das sollte – bei börsennotierten Firmen – zu höheren Aktienbewertungen, also auch zu einem höheren Steigerungspotenzial für die Aktien führen.

Andererseits: Nicht nur Unternehmen können auf Pump investieren. Auch Anleger – mehrheitlich natürlich institutionelle Investoren wie Banken und Fonds – können sich preiswerter verschulden und das Geld dann an der Börse investieren. Mit einer billigeren Kreditaufnahme steigen dabei auch die Chancen, höhere Anlagerenditen zu erzielen. Damit ist eine Fortsetzung der aktuellen Börsenrallye vorgezeichnet.

 

Für Sparer verschärft sich die „finanzielle Repression“

Wenn Sie allerdings Sparer sind, verheißt Ihnen die neuste Zinssenkung nichts Gutes. Vielmehr wird das, was wir “finanzielle Repression“ nennen, verfestigt. Dabei geht es darum, dass sich der Wert Ihrer Sparbeiträge bzw. Ihres Vermögens kontinuierlich verringert, weil die Renditen Ihrer Sparanlagen unter denen der Geldentwertung liegen.

Wollen Sie auf Nummer Sicher gehen und haben Sie Ihr Geld in deutsche Staatsanleihen oder andere Sparprodukte gesteckt, ist die „finanzielle Repression“ schon länger Ihr Begleiter. Zuletzt konnten wir zwar diesbezüglich etwas Erleichterung spüren. Denn durch die Spekulationen über ein Ende der Anleihenkäufe durch die amerikanische Notenbank hatten sich die Marktzinsen wieder erhöht.

Doch mit der aktuellen Zinssenkung in der Euro-Zone dürfte dieser Effekt nun schnell verpuffen. Denn die Zinssenkung hat nun mal zwei Effekte, mit denen Sie rechnen müssen: Es soll die Inflation auf der einen Seite angeheizt werden, zum anderen sollen die Marktzinsen wieder sinken. Das nimmt Ihr Vermögen wieder stärker in die Zange.

 

So schützen Sie Ihr Vermögen

In solch einem Umfeld bleiben Ihnen nur wenige Optionen, den Wert Ihres Geldes zu schützen oder zu vermehren: Sie müssen am Aktienmarkt investieren, wo es klare Chancen auf Wertsteigerungen gibt. Mit einem Fokus auf dividendenstarke Aktien können Sie dabei das Risiko eingrenzen.

Wenn Sie im Anleihenbereich bleiben wollen, müssen Sie auf höherverzinsliche Unternehmensanleihen setzen. Doch steigt hier das Risiko, je höher die Rendite ausfällt. Sie müssen sich bei solch einer Anlage also im Klaren sein, welches Risiko Sie tragen können und wollen.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller
Chefredakteur: „Wirtschaft-vertraulich“ und „www.deutscher-wirtschaftsbrief.de“

Bildnachweis: Gevestor

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