Aktien-Anleihen: Der Trick mit der Rückzahlung

Aktien-Anleihen: Wolf im Schafspelz?

Auf den ersten Blick scheint es eine gelungene Kombination: Man bringt die überdurchschnittlichen Chancen von Aktien mit der potenziellen Sicherheit von Anleihen zusammen. Doch schaut man genauer hin, entpuppt sich der Begriff Aktien-Anleihe nur als Marketing-Instrument. Denn in der Realität investieren Anleger nicht in Anleihen, sondern sogar in deutlich riskantere Termingeschäfte.

Von der Struktur einer Anleihe übernimmt die Aktien-Anleihe nur den wesentlichen Rahmen. Es gibt eine vorher definierte Laufzeit, währenddessen das Wertpapier mit einem festgelegten Kupon verzinst wird. Was die Aktien-Anleihe von der regulären Anleihe unterscheidet, ist aber der Umstand, dass der Anleger mit dem Investment die Option auf einen bestimmten Aktienwert erwirbt.

 

Aktien-Anleihen als Termingeschäft

Damit ist auch klar, dass sich die Kursentwicklung der Aktien-Anleihe nach der zugrundeliegenden Aktie richtet. Letztlich ist die Aktien-Anleihe eben ein höher verzinstes Papiere in Verbindung mit einem Termin- bzw. Optionsgeschäft. Der Options-Bestandteil wird dabei aus den Rechten des Emittenten abgeleitet.

Dieser hat zum Laufzeitende der Aktien-Anleihe nämlich ein Wahlrecht. Er kann die Aktien-Anleihe entweder mit dem Nominalbetrag plus Zinsen tilgen oder dem Käufer eine vorher vereinbarte Anzahl von Aktien plus Zinsen andienen. Diese Wahlmöglichkeit ist die angesprochene Option, die der Käufer dem Emittenten quasi „verkauft“ und damit das Merkmal eines Termingeschäftes erfüllt.

 

Was bekommt der Anleger zurück?

Das Problem dabei: Die Wahlmöglichkeit des Emittenten bei der Rückzahlung macht die Aktien-Anleihe so riskant. Denn im schlimmsten Fall kann der Anleger zwar die Zinsen vereinnahmen, erhält am Laufzeitende aber möglicherweise fast wertlose Aktien und erleidet damit einen erheblichen Verlust.

Zumal bekannt sein dürfte, dass es hier zu Interessenskonflikten auf Seiten des Emittenten kommen könnte. In der Regel treten die großen Banken als Emittenten der Aktien-Anleihen auf. Gleichzeitig sind die eigenen Research-Abteilungen bei den entsprechenden Aktien analytisch tätig und bewerten diese. Diese Kombination halte ich für sehr problematisch, da damit Kursverzerrungen zumindest theoretisch möglich gemacht werden.

 

So machen Aktien-Anleihen Sinn

Dennoch können Aktien-Anleihen in manchen Marktphasen interessante Investment-Alternativen sein. Dies gilt vor allem in Märkten mit wenig Volatilität. Denn dann können über den Kupon überdurchschnittlich hohe Zinsen vereinnahmt werden, während das Risiko bei der Rückzahlung überschaubar bleibt.

Auch in einem steigenden Markt könnten Aktien-Anleihen ihren Sinn haben. Wer sich als Anleger nicht den generellen Risiken des Aktienmarktes aussetzen will, hat hier die Chance, ebenfalls höhere Zinsen als gewöhnlich einzustreichen. Allerdings muss er sich bewusst sein, dass am Ende in einem steigenden Markt die Rückzahlung auch nur zum Nennwert der Anleihe erfolgt und ihm dadurch die Kursgewinne der zugrundeliegenden Aktie entgehen.

Mit besten Grüßen

Carsten Müller

Redaktion deutscher-wirtschaftsbrief.de

 

Bildnachweis: Gevestor

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