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Ist die Inflation schlimmer als gedacht? Lesen Sie selbst!
Die Inflationsrate in Deutschland ist schon ausgesprochen hoch – bei mehr als 7 % sehen die offiziellen Statistiken die Teuerungsrate in unserem Land. Möglicherweise aber, so eine Studie, ist alles noch wesentlich schlimmer als gedacht. Die entscheidende Größe für Ihr unmittelbares Vermögen und Ihre Entscheidungen ist nicht das, was Behörden als Rate ausgeben, sondern das Preisniveau, dem Sie in Supermärkten, den Behörden, in Reisebüros und so fort begegnen. Die Zahlen scheinen möglicherweise noch nicht die Wirklichkeit widerzuspiegeln.
Inflationsraten werden anders gemessen
Die offizielle Inflationsrate – oder vielmehr die offiziellen Inflationsraten in verschiedenen Ländern – werden anders gemessen als früher. Darauf wiesen die Volkswirte Marijn A. Bolhuis, Judd N. L. Cramer und Lawrence H. Summers hin. Die Analyse, so teilen sie mit, „deckt auf, dass die gegenwärtige Inflation, vor allem die Kerninflation, erheblich näher an den früheren Spitzenwerten liegt, als es aus den offiziellen Daten hervorgeht“.
Das ist ein interessanter Punkt: Die Kerninflation berücksichtigt die Preisentwicklung der Nahrungsmittel und der Energie nicht! Die Energiepreise steigen, so die offizielle Lesart, ohnehin „nur“ wegen des Kriegs in der Ukraine. Das suggeriert gleichzeitig, dass es mit dem Ende des Kriegs in der Ukraine einfach vorbei wäre, was wir derzeit erleben. Dem ist nicht so.
Die Inflation in den USA hatte im Juni 1980 ihren Hochpunkt und lag bei 13,6 %. Aktuell liegt sie offiziell bei 5,9 % und somit zwar auf hohem Niveau, aber deutlich niedriger. Die Neuberechnung der Wissenschaftler nun zeigt, dass die Kerninflation 1980 „nur“ bei 9,1 % gelegen habe – auf Basis der Berechnungsmethode, die heute zugrunde gelegt wird. Damit ist der Unterschied zwischen der eminenten Inflation 1980 und heute deutlich geringer. Damals ergriffen die Zentralbanken sehr harte Maßnahmen.
Zinsschritte kommen – Vorsicht – Oder sie sollten kommen…
Der damalige Fed-Chef (US-Zentralbank) Paul Volcker hat die Zinsen gerade dramatisch erhöht. Der Rückgang der Inflationsrate auf Basis der heutigen Berechnungsmethode belief sich dennoch nur auf 5 Prozentpunkte. Dies wäre nach den heutigen Maßstäben auch jetzt erforderlich.
Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass wir früher oder später mit ähnlich dramatischen Zinsschritten rechnen müssen, um die Inflationsrate wenigstens halbwegs vernünftig senken zu können. Die Zinsschritte, die wir bislang gesehen haben, reichen nicht. Weder in den USA noch in der Euro-Zone wird die Inflationsrate hinreichend schnell oder stark sinken, wenn die historischen Erfahrungen gelten.
Für Sie bedeutet dies: Rechnen Sie mit Zinssteigerungen, die zumindest deutlich ausfallen können. Wann der Zyklus beginnt, weiß niemand. Dennoch bereiten Sie sich vor.
- Der Immobilienmarkt kann deutlich darunter leiden – wann auch immer der Schritt kommt. Dies sollten Sie bei Investitionen stets einkalkulieren.
- Anleihen, die Sie heute mit langer Laufzeit kaufen (können), werden in einer solchen Situation wiederum während der Laufzeit enorme Kursprobleme bekommen. Vorsicht vor Anleihen!
- Aktien von Unternehmen, die hoch verschuldet sind, werden unter der Entwicklung möglicherweise stärker leiden, als Viele wahrhaben wollen. Erwerben Sie vor allem Aktien von Unternehmen, die bei steigenden Zinsen nicht das gesamte Geschäftsmodell begraben müssen.
Solche Unternehmen finden Sie sowohl unter den großen Energie-Konzernen, die Gewinne schreiben – und auch unter den sogenannten Dividenden-Aristokraten, die ich Ihnen in den kommenden Wochen an dieser Stelle vorstellen werde.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr
Janne Jörg Kipp
Chefredakteur „Wirtschaft-Vertraulich“
PS: Zu Energiewerten habe ich zuletzt ein Interview gegeben. Interessante Werte finden Sie auch in meinen Depots – klicken Sie einfach hier.
Redaktionsschluss: 23.08.08.45 Uhr
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