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Nach der Zinserhöhung: Deutsche Bank wieder ein Kauf?

Die US-Zentralbank Fed hat gestern die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte erhöht. Die entscheidenden Worte jedoch kamen danach durch deren Vorsitzenden Powell – die Börsen in den USA zeigten sich irritiert. Dennoch kletterte heute Vormittag die Aktie der Deutschen Bank gleich um 1,5 % – eröffnen sich Ihnen durch die Zinserhöhung in den USA neue Chancen, speziell etwa bei Banktiteln, die wegen der Bank-Sorgen deutlich gefallen waren?

Der Zinsschritt und die Auswirkungen: Bleiben Sie entspannt

Die Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte ist nicht dramatisch. Sie ist vielmehr Ausdruck der aktuellen Unsicherheit der Notenbanken. Einerseits gilt es, mit noch teurerem Geld die Kreditnachfrage zu bremsen, um die Inflation zu bekämpfen. Andererseits sind steigende Zinsen zum einen Gift für die Konjunktur, zum anderen auch eine Belastung für Bankhäuser (und andere Investoren), die wegen zu hoher Investitionen in niedriger verzinste Anleihen nun Wertberichtigungen vornehmen müssen. Diese Anleihen sind im Vergleich zu neuen Möglichkeiten zu niedrig verzinst, weshalb der Handelskurs tendenziell sinkt.

J. Powell allerdings ließ anklingen, dass die Zinserhöhungen moderat ausgefallen waren, um die Banken nicht zu belasten. Dies klingt nach einer Fortsetzung der Bankenkrise. Deshalb war die Stimmung in den USA zum Handelsende mit einem kräftigen Abschlag von -1,6 % beim Dow Jones schlecht. Dennoch zeigten sich wiederum die deutschen Börsen heute Vormittag vergleichsweise stabil. Die Zinspolitik selbst bereitet offenbar niemandem mehr Sorge.

Moderate Zinserhöhungen sind wirtschaftlich betrachtet nachvollziehbar. Das Signal, die Inflation reduzieren zu wollen, ist angekommen. Zudem sind die zusätzlichen Belastungen für die Finanzmärkte damit überschaubar. Die Aktie der Deutschen Bank rückt in den Mittelpunkt der Betrachtung.

Deutsche Bank: Wieder günstig?

Die Bank war im Zuge der Bankenkrise vor Tagen wie auch andere Häuser deutlich abgestraft worden. Die Aktie gab um ca. 2 Euro und damit über 15 % nach. An sich ist das Bankhaus den verfügbaren Zahlen nach gut aufgestellt. Die Gewinne im laufenden Jahr sollen basierend auf den aktuellen Schätzungen ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von derzeit gut 5,5 hergeben. Da die Gewinne 2024 steigen sollen, errechnet sich sogar ein günstiges KGV von weniger als 5.

Die Dividenden für dieses Jahr werden – so jedenfalls die Schätzungen – bei mehr als 4 % liegen und 2024 weiter ansteigen. Dennoch habe ich Bedenken. Nicht analog zu den US-Banken, die Schwierigkeiten hatten oder gar zur Credit Suisse, sondern u.a. wegen des Kreditgeschäftes. Die Nachfrage nach Darlehen am Immobilienmarkt wird wegen der hohen Kosten sinken. Zudem lassen sich Bankbilanzen deutlich weniger einfach auswerten als die Bilanzen anderer Unternehmen.

Das Risiko, den Gewinn zu hoch zu taxieren  (womit etwa das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) zu günstig bewertet wäre), ist hoch. Analysten erwarten allerdings im Durchschnitt ein Kursziel, das gut 40 % über dem aktuellen Kurs liegt. Die Deutsche Bank ist damit nach dem Kursrutsch und den Zinserhöhungen in den USA immerhin ein Fall für Sie, wenn Sie sich für Bank-Unternehmen interessieren. Besondere Crash-Risiken kann ich zumindest nicht entdecken.

Deutsche Bank nach Zinserhöhungen: 10 Euro in Sicht – WKN: 514000 – ISIN: DE0005140008

Quelle: https://fundamental.aktienscreener.com/DE0005140008/ETR/deutsche-bank-ag/data

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr

Janne Jörg Kipp

Chefredakteur „Wirtschaft-Vertraulich“

PS: Die Deutsche Bank finden Sie aktuell nicht in meinen Depots. Ich setze auf Rückversicherer oder Versicherungsunternehmen mit ähnlich hohen Dividendenrenditen. Mehr finden Sie  jetzt hier.Redaktionsschluss: 23.03.2023, 09.30 Uhr

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